Voll flexibel? - Neue Ansätze für ortsgebundene Arbeitsplätze
Die eine Lösung für alle - gibt es leider nicht.
Diese Erkenntnis zeigte sich wieder in der Veranstaltung am 7. November 2023 auf dem Campus Papenburg, zu der das Projekt TEA der Wachstumsregion Ems-Achse e.V. gemeinsam mit vereinbar e.V. geladen hatte.
Beide Organisationen beschäftigen sich damit, wie Unternehmen attraktive Arbeitsplätze gestalten und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für ihre Beschäftigten verbessern können. Eine wichtige Lösung ist oft das Arbeiten im Home-Office. Etwa jeder zweite Beschäftigte in Deutschland kann allerdings aufgrund der Tätigkeitsstruktur nicht ortsunabhängig arbeiten. Welche Lösungen gibt es als Ausgleich für diese Mitarbeitenden in den Betrieben?
New Work ganzheitlich verstehen
Mit einem aufschlussreichen Impulsvortrag setzte Prof. Dr. Florian Dorozalla von der Hochschule Emden/Leer den theoretischen Rahmen der Veranstaltung. Bereits die Abgrenzung der Begriffe Remote Work, Home-Office, Mobile Arbeit und Telearbeit brachte mehr Klarheit.
Die Idee von New Work wird in der Praxis oft zu eng verstanden. Der Grundgedanke, wie Frithjof Bergman ihn geprägt hat, bedeutet Handlungsfreiheit, Selbstbestimmtheit und Teilhabe an der Gesellschaft. Die radikale Umsetzung dieser Idee wird für die meisten Unternehmen nicht umsetzbar sein. Prof. Dorozalla konnte jedoch einige Beispiele aus der Praxis von Unternehmen zeigen, die ein "New Work light" umsetzen konnten.
Talkrunde mit Lösungen aus der Praxis
In der anschließenden Talkrunde kamen Lösungsansätze aus der Praxis auf den Tisch. Wie können Arbeitsplätze flexibel und attraktiv gestaltet werden, auch wenn Home-Office nicht möglich ist?
Das Handwerk war durch Jens Dittmann, Personalleiter der Heinrich VOSS Gebäudetechnik GmbH vertreten, der die Bedeutung der Unternehmenskultur und einer lebensphasenorientierten Personalpolitik betonte. Über Ideen zur Steigerung der Flexibilität und Vereinbarkeit im Krankenhaus berichtete Lena Bramschulte aus der Pflegedirektion des Bonifatius Hospital Lingen. Dieter Kuper, Head of Factory Management von ROSEN stellte Pilotmodelle vor, die die Flexibilität trotz Schichtarbeit erhöhen. Die erfolgreiche Einführung der 4-Tage-Woche in einem kleineren Industrieunternehmen stellte Peter Jarchow, Geschäftsführer der GASKLAR GmbH in Wiesmoor vor.
Ganz gleich ob im Handwerk, im Krankenhaus oder in Industrie-Unternehmen - es kommt darauf an, mit den Mitarbeitenden im Austausch zu sein. Dann lassen sich Lösungen gemeinsam entwickeln und im Pilotprojekt ausprobieren.
Und wenn das neue Modell doch nicht passt, kann es auch wieder verworfen werden und eine bessere Lösung gefunden werden - im Dialog mit den Mitarbeitenden.
Denn die 4-Tage-Woche, die in dem einen mittelständischen Unternehmen auf Begeisterung stößt, ist für ein anderes Unternehmen doch nicht die vermutet perfekte Lösung.
Die Gemeinsamkeit in der Talkrunde war der Mut in allen Unternehmen, neue Lösungen zu wagen und ganz bewusst an einer offenen, wertschätzenden Unternehmenskultur zu arbeiten. Und das ist ganz im Sinne von Agilität und New Work.